Angst macht misstrauisch. Wer sich zu sehr davor fürchtet, ausgenutzt zu werden, verweigert oft die Kooperation mit anderen.
Laut Psycholog:innen unterscheiden sich Menschen einerseits darin, welche Idee von Gerechtigkeit sie vertreten, und andererseits, wie sensibel sie auf Verstösse dagegen reagieren. Besonders relevant wird dies, wenn es um die Verteilung von Ressourcen geht, sei es politische Macht, Geld, Ausbildungs- oder Studienplätze.
Um eine möglichst gerechte Antwort auf die Frage «Wer bekommt was?» zu finden, kann man verschiedene Prinzipien anwenden:
- Das Leistungsprinzip – jede:r soll bekommen, was ihrer/seiner individuellen Leistung entspricht
- Das Gleichheitsprinzip – alle sollen das Gleiche bekommen
- Das Bedürftigkeitsprinzip – jede:r soll bekommen, was sie/er braucht
Keines dieser Prinzipien ist per se richtig oder falsch. Vielmehr kommt es auf die Situation und die beurteilende Person an. Unterschiedliche Verteilungsprinzipien liefern nur eine erste Erklärung dafür, warum wir uns in Gerechtigkeitsfragen häufig uneins sind.
Ein weiterer Unterschied betrifft die Sensibilität für Ungerechtigkeit.
Sensibilität-Typen
Man unterscheidet dabei vier Perspektiven:
- Opfersensibilität – Es ärgert mich, wenn ich schlechter behandelt werde als andere.
- Tätersensibilität – Es macht mir zu schaffen, wenn ich mir etwas nehme, was eigentlich anderen zusteht.
- Nutzniessersensibilität – Ich habe Schuldgefühle, wenn ich besser behandelt werde als andere.
- Beobachtersensibilität – Ich bin empört, wenn jemand schlechter behandelt wird als andere.
Die vier Sensibilitäten spiegeln die Rolle wider, die man in gerechtigkeitsrelevanten Fragen einnehmen kann.
Gemäss den Ergebnissen verschiedener Studien, ist das Nachdenken über Gerechtigkeit und die emotionale Reaktion auf erlebte, beobachtete oder selbst begangene Ungerechtigkeit Teil unserer Persönlichkeit. Menschen unterscheiden sich darin, wie sensibel sie auf Ungerechtigkeit reagieren, und diese Präferenz bleibt über relativ lange Zeit konstant.