Sobald Menschen einander berühren, passieren erstaunliche Dinge. Das Herz schlägt langsamer, der Körper schüttet weniger Stresshormone aus und wir fühlen uns sicher und geborgen.
Wissenschaftler beschäftigen sich schon lange mit dem Bedürfnis nach Körperkontakt. Die Sehnsucht nach Körperkontakt wird auch «Hauthunger» genannt.
Wie wichtig Berührungen für die menschliche Entwicklung sind, verdeutlicht die auf Neugeborenenstationen inzwischen verbreitete «Känguru-Pflege». Dabei wird das Baby auf die unbekleidete Brust der Mutter oder des Vaters gelegt und mit einem Tuch bedeckt. Der Hautkontakt wirkt beruhigend, reguliert die Herz- und Atemfrequenz, lässt Neugeborene besser schlafen und regt das Wachstum an. Diese positiven Auswirkungen von Körperkontakt vermitteln offenbar Hormone, indem sie zahlreiche Körperfunktionen regulieren.
Körperkontakt ist auch gut gegen Schmerzen. Auf der Suche nach unbedenklichen Schmerzstillern stiess Celeste Johnson von der McGill University in Montreal auf zwei Alternativen: Ein Löffel Zucker oder Hautkontakt. Neugeborene entspannen sich dadurch, weinen weniger und nehmen Schmerzen nicht so stark wahr.
Körperkontakt hilft auch Erwachsenen
Aber nicht nur Kinder brauchen Körperkontakt, er ist auch für Erwachsene wichtig. Der Körperkontakt verringert auch bei den Erwachsenen den Stresshormonspiegel signifikant. Die Hand eines geliebten Menschen auf der Schulter zu spüren, führt dazu, dass das Herz ruhiger schlägt, der Kortisolspiegel sinkt und mehr Oxytocin ausgeschüttet wird.
Das Bedürfnis nach Nähe ist bei Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Soziodemographische Faktoren wie die private Lebenssituation oder das Arbeitsumfeld geben vor, wann und wie häufig eine Person sozialen Kontakt hat. Beziehungserfahrungen, Persönlichkeit und Bindungsstil beeinflussen wie fehlender Kontakt erlebt wird. Demnach sehnten sich so genannte ängstliche Bindungstypen, die zu geringem Selbstwert neigen und bei Anderen Sicherheit suchen, stärker nach Berührungen als autonom agierende Bindungstypen. Diese finden zwischenmenschliche Beziehungen insgesamt weniger wichtig.
Gegen Berührungsmangel gehen Wissenschaftler auch mit technischer Hilfe vor. So gibt es z.B. eine App namens «HandsOn», die Nutzerinnen und Nutzer dazu einlädt, ihr Berührungsverhalten kennenzulernen oder in einigen Pflegeeinrichtungen leistet «Paro», eine aus Japan stammende Roboter-Robbe aus Plüsch, demenzkranken Menschen Gesellschaft.
Kann ein Roboter wirklich Körperkontakt zwischen Menschen ersetzen oder anders gefragt: Was sagt es über eine Gesellschaft aus, dass wir alten Menschen lieber eine Roboter-Robbe ins Bett legen, als uns zu ihnen zu setzen und ihre Hand zu nehmen?
Das stimmt mich nachdenklich…