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Zwillinge – Ein kurzer Leitfaden für Eltern

24. April 2024

Die Bindung zwischen Geschwistern ist eine der intensivsten und langanhaltendsten Beziehungen im Leben. Doch was macht die Bindung zwischen Zwillingen so einzigartig? Und wie können sie als Eltern diese besondere Verbindung verstehen und unterstützen?
Dieser kurze Leitfaden gibt einen Einblick in die Dynamik der Zwillingsbeziehungen und bietet Ihnen als Eltern 5 praktische Tipps.

Zwillinge – eine grössere Verbundenheit

Forschungsergebnisse zeigen, dass Zwillinge eine aussergewöhnlich enge Bindung zueinander haben. Sie teilen nicht nur ähnliche Interessen und Leidenschaften, sondern verstehen sich oft intuitiv und können sich gegenseitig in verschiedenen Lebenssituationen unterstützen. Studien haben gezeigt, dass Zwillinge sich oft näher stehen als andere Geschwister, was darauf hinweist, dass ihre Beziehung von einer besonderen Verbundenheit geprägt ist und oft intensiver ist als andere Geschwister. 

Ein Teil der eineiigen Zwillinge zeigt in Forschungsergebnissen eine noch stärkere Bindung zueinander als zweieiige Geschwister. Dies wurde beobachtet, indem festgestellt wurde, dass die Kinder traurig reagierten, wenn sie voneinander getrennt waren oder wenn einer von ihnen krank oder unglücklich war, wie von ihrer Mutter berichtet. Die Erklärung dafür liegt laut Wissenschaft in den Genen. 

Eineiige Zwillinge und ihre Gene

Die eineiigen Zwillinge haben gemeinsame Gene, während dies bei den zweieiigen Zwillingen nur zur Hälfte so ist. Die Beziehungsqualität ist laut Forschung durch diese genetische Ähnlichkeit bedeutend mitgeprägt. Eine wichtige Frage ist in diesem Zusammenhang, welchen Einfluss die genetische Ähnlichkeit im Vergleich zur Umwelt auf die Beziehung zwischen Zwillingen hat. Einige erstaunliche Erkenntnisse aus der Studie zeigen, dass eineiige Zwillinge oft eine bemerkenswert ähnliche Persönlichkeit aufweisen, während zweieiige Zwillinge, obwohl sie eine ähnliche Umgebung teilen, weniger genetische Gemeinsamkeiten haben. Dies unterstreicht die Bedeutung genetischer Faktoren bei der Prägung der Persönlichkeit und deutet darauf hin, dass genetische Faktoren eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung der Zwillingsbeziehung spielen. 

Evolutionstechnisch macht das total Sinn: Eineiige Zwillinge, die sich total nahestehen und sich beschützen, sichern damit das Weiterbestehen ihrer identischen Gene. Interessanterweise hängt laut Forschung die Stärke dieser Verbindung bei eineiigen Zwillingen nicht davon ab, wie oft sie sich wirklich sehen.
Für zweieiige Zwillinge soll jedoch die Häufigkeit ihrer Treffen von Bedeutung sein. Vielleicht deutet das darauf hin, dass die Fähigkeit, enge Beziehungen aufzubauen, stark von genetischen Faktoren beeinflusst wird.

Anders ausgedrückt: Bei eineiigen Zwillingen ist die Wirkung der Umwelt und Erfahrungen weniger ausgeprägt. Im Gegensatz dazu könnte bei zweieiigen Zwillingen die Intensität ihrer Bindung davon beeinflusst werden, wie stark sie sich in die Beziehung einbringen.

Und was heisst das jetzt konkret für den Alltag?
Was ich Ihnen als Eltern unbedingt kompakt in 5 Tipps zusammengefasst mitgeben möchte…

5 Praktische Tipps für Eltern

  • 1. Anerkennung der gemeinsamen Verbundenheit
    Die enge Bindung Ihrer Zwillinge – egal ob ein- oder zweieiig – ist ein wertvolles Geschenk. Anerkennen Sie diese einzigartige Verbindung! Sie darf Sie als Eltern auch entlasten. Denn die ähnliche Persönlichkeit, die gemeinsamen Interessen und Lebensumstände bringen sie automatisch näher zueinander. Dagegen müssen Sie nicht per se ansteuern. Es ist wunderbar wie es ist.

  • 2. Abwechslung schaffen
    Geben Sie beiden Kindern abwechselnd Aufmerksamkeit, um das Gefühl der Gleichbehandlung zu fördern und Konflikte zu vermeiden. Leichter gesagt als getan – ich weiss! Die «Banking-Time» kann hier vielleicht etwas Abhilfe schaffen 😊.
  • 3. Förderung individueller Interessen
    Unterstützen Sie die unterschiedlichen Interessen und Leidenschaften jedes Kindes, um ihre individuelle Entwicklung zu fördern und ihre Bindung zueinander zu stärken. Dies kann durch getrennte Aktivitäten gefördert werden! Also nichts wie los und Ausflüge auch mal getrennt planen. So erfahren Sie – vielleicht – neue Hobbies oder Interessen Ihres Kindes.

  • 4. Kinderzimmer-Dilemma: Gemeinsam oder lieber separat?
    Ganz egal ob Zwillinge oder nicht – sprechen Sie mit Ihren Kindern. In der Welt der Geschwisterbeziehungen, ist die Frage nach einem gemeinsamen oder getrennten Kinderzimmer ein Dauerthema. Zu Beginn stellen sich meist keine Probleme, wenn Geschwister, inklusive Zwillinge, sich ein Zimmer teilen. Doch im Vorschulalter taucht oft der Wunsch nach Privatsphäre und einem eigenen Rückzugsort auf. Wenn Ihre Kleinen jedoch mit dem Gedanken eines gemeinsamen Kinderzimmers einverstanden sind, dann spricht nichts dagegen!

  • 5. Kindergarten: Zwillingskinder trennen oder gemeinsam lassen?
    Auch hier – es gibt nicht richtig oder falsch. Beobachten Sie, was für Sie am besten ist! Steht ein Kind oft im Schatten des anderen, sind getrennte Gruppen eine Option. Wenn sie sich jedoch nur zusammen wohl fühlen, lassen Sie sie beieinander.

Fazit

Die Beziehung zwischen Zwillingen ist eine einzigartige und oft tiefgehende Bindung, die von genetischer Ähnlichkeit und gemeinsamen Erfahrungen geprägt ist. Als Eltern können Sie dazu beitragen, diese Bindung zu fördern, indem Sie einerseits diese Einzigartigkeit „einfach“ annehmen und sich damit auch ein Stück weit entlasten dürfen. Indem Sie die gemeinsame Verbundenheit anerkennen und unterstützen, sowie individuelle Bedürfnisse respektieren und fördern, legen Sie den Grundstein für eine harmonische Zwillingsschaft und ermöglichen es Ihren Kindern, ihre einzigartige Beziehung auf gesunde Weise zu erleben und zu entwickeln – (hoffentlich ✨) deutlich stressfreier! 

Quellen

  • Tancredy, C., & Fraley, C. (2018). „Adult Attachment and Sibling Relationships“. Personality and Social Psychology Bulletin, 44(1), 78–89.
  • Neyer, F. (2002). „Untersuchungen zur Bindung von erwachsenen Geschwistern: Empirische Befunde und theoretische Implikationen.“ Psychologische Rundschau, 53(1), 1–11.
  • Bleidorn, W., Hufer, A., Kandler, C., Hopwood, C. J. & Riemann, R. (2018). „A Nuclear Twin Family Study of Self‐Esteem“. European Journal of Personality, 32(3), 221-232.

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